Systemische Sanierungsverfahren
Der strategische Umgang mit dem heutigen Wohnbaubestand kann als einer der zentralen gesellschaftspolitischen Brennpunkte bezeichnet werden. Der große Wohnbaubestand der 50er und 60er Jahre steht dabei nicht nur vor einem omnipräsenten Erneuerungszyklus, sondern vereint auch in paradoxer Weise die drei dominanten Fragen im Kontext des zu verdichtenden Wohnens: Die wirtschaftliche Frage der Wertschöpfung und damit verbunden die Fragen nach einer Sicherung gesellschaftlich relevanter Anlagewerte, die Frage nach einer expliziten Sozialgerechtigkeit im Kontext von Verdichtungsmaßnahmen, Kosten- und Mietsteigerungen, Wohnraumerhalt im Zusammenhang mit teilweise alarmierender Wohnungsknappheit sowie die dringliche Verbesserung in der Klimafrage.
Ziel des Forschungsschwerpunktes ist es, Architektur als Einheit von Material, raumbildender Tragstruktur und Funktion und mit einem expliziten Bezug auf die Anforderungen an Dauerhaftigkeit zu realisieren. Darüber hinaus geht es maßgeblich um eine strategische Entwicklung von Typologien, die sich an wandelnde Anforderungen anpassen.Es wird die These konstatiert, dass gerade auf den Betrachtungsebenen von Quartier und typisiertem Bau ein großes Nachhaltigkeitspotential steckt, was es rechtfertigt, diese Strukturen als Speicher bereits gebundener grauer Energie zu halten und durch eine systemische Herangehensweise auf unterschiedlichen Skalen in robuste und erweiterbare Strukturen zu wandeln. In diesem Zusammenhang besteht der dringende Forschungsbedarf, die Bestandsertüchtigung und Nachverdichtung zusammenzudenken.
Die Transformation des Bestands kann nur durch eine digital gestützte Nachhaltigkeit gelingen. Dies bedingt die Einbindung digitaler Planungs- und Bilanzierungswerkzeuge ebenso wie die Umsetzung systematisierter Verfahren, die strategisch entsprechend ihrer typologischen Einordnung zur Anwendung kommen.